Temple Grandin ist Professorin für Tierwissenschaften. Und Autistin.
Sie hat sich darauf spezialisiert, Anlagen für Massentierhaltung und Schlachthöfe zu entwerfen. Das hört sich jetzt erstmal nicht so sympathisch an, aber diese Frau hat meiner Meinung nach durch ihr tiefes Verständnis für das Gefühlsleben der Tiere mehr für den Schutz des Nutzviehs getan, als sämtliche Veganer der Welt zusammen. Sie entwirft ihre Anlagen so, dass die Tiere keine Angst haben. Sie hat z.B. herausgefunden, dass es Kühe unheimlich beruhigt, wenn sie in Kurven laufen. So sind ihre Anlagen konzipiert, dass die Kühe nicht auf geraden Wegen mit Gewalt zur Schlachtbank getrieben werden, in Panik verfallen, geschlagen werden und sich auch noch verletzen und gegenseitig tot trampeln, sondern völlig ruhig und entspannt bleiben und bis zum letzten Moment keinerlei Angst zeigen.
Ich hab mal einen Bericht über sie gesehen, in dem sie mir erstmal ein bißchen bizarr erschien. Es gibt für Kühe so Stände, in die sie zum Impfen eingepfercht werden. Dort bleiben sie ruhig, weil die Enge sie beruhigt. Weil Temple Grandin selbst zu Panikattacken neigt und menschliche Umarmungen nicht erträgt, hat sie so einen Stand für sich selbst gebaut, in den sie sich selber einzwängt und sich so beruhigt. Das fand ich ein bißchen seltsam. Aber neulich sah ich einen Spielfilm über ihr Leben. Der heisst "Temple Grandin - Du gehst nicht allein". Danach war ich völlig fasziniert und ich hab lange nicht mehr auf einen Film so emotional reagiert. Ich hab gelacht, geheult, war wütend... und wollte mehr über sie wissen.
Sie hat sehr viele Bücher geschrieben. Leider sind die wenigstens ins Deutsche übersetzt und mein Englisch reicht sicher für eine nette Unterhaltung bei einem Glas Bier, aber für ein Sachbuch wohl eher nicht.
Von der ersten Seite an war ich gefesselt. Sie hat eine tolle Art zu erzählen. Einfach, schnörkellos, eingängig und verständlich. Und was sie schreibt, ist so faszinierend. Nicht nur über Kühe. Auch über Pferde, Schweine, Hunde... Warum Tiere reagieren, wie sie reagieren. Wovor sie sich fürchten, was sie glücklich macht. Sie versteht sie einfach. Weil Tiere denken, wie sie selbst es tut. In Bildern. Sie sieht die Welt tatsächlich mit den Augen eines Tieres.
Der Name sagt mir was, aber Näheres, geschwiege ihre Bücher, kenne ich von ihr nicht. Jetzt bin ich aber neugierig geworden - vielen Dank auch für den Buchlink.
Weggefährten
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26.10.2016 22:03
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