Ich denke auch das es Dir helfen wird drüber zu schreiben.
Ich schreib auch immer mal über Coco, sie ist nun schon so alt und wie sagt man: totgeglaubte leben länger.
Furchtbar wenn ein Tier in so jungen Jahren sterben muß, man möchte doch noch so viel mit ihm erleben und sie sind noch so lebensfroh, spielen noch sind albern.
Ich wünsche Euch noch viel Kraft und eine lange Zeit zum geniessen.

Navajo, genannt Navi

6 Jahre zurück

Es ist der 15.6.2007, ein Tag, den ich niemals in meinem leben vergessen werde.
Ich war an diesem Tag zum Magen spiegeln und wollte nachmittag mit unseren beiden Jungs eine runde gehen. Aber irgendwie ging es mir kreislaufmäßig nicht so besonders. Julia, mein damals 19 jähriges Töchterchen überredete mich zu hause zu bleiben und mich aus zu ruhen. Hätte ich doch...

Stell Dir vor es klingelt, Du machst die Tür auf und vor Dir steht Dein Kind mit schreckensweiten Augen, voller Blut und Kot, auf den Armen einen kleinen Hund von grade mal 16 Monaten, mehr tod als lebendig.
Mein Herz rast, ich schnappe den Autoschlüssel und wir fliegen mehr, als das wir fahren zum nächsten für uns erreichbaren Tierarzt.
Diese 20 Minuten fühlten sich wie eine Ewigkeit an.

Beim TA angekommen, ins Wartezimmer gestürmt und sofort an allen wartenden Patienten weitergeleitet, Navi lag in tiefstem Koma. Während die Infusion lief, rief ich meinen Mann an, der auf Arbeit war. Der TA konnte Navi nur notversorgen. Ich mich mit der Tierklinik in Verbindung gesetzt, nach der Versorgung mit Navi und Töchterchen heimgebraust und weiter zur 70km entfernten Tierklinik. Navi auf der Rückbank in einem Bananenkarton, da wir alle schon davon ausgingen, es muß die Wirbelsäule sein.

Der Ta der Tierklinik in Greiz erwartete uns schon.Hoffnung? Sah nicht so aus.
Mit Tränen in den Augen ließen wir unseren kleinen Scheißer in den Händen der Ärzte, sie würden sich melden.

Was war passiert?
Juli ging, wie immer, mit beiden Hunden eine Dorfrunde. Da beide Hunde an der Flexleine waren, hatten sie etwas Bewegungsfreiheit und gingen schnüffelnd an den Zäunen entlang. an einem Grundstück, dessen Zaun nicht gesichert war und die Zaunslatten einen relativ großen Abstand (12cm) hatten, steckte ein Schäferund seinen Kopf raus und schnappte unseren Kleinen an der Schnauze, zerrte ihn durch den Zaun ins Grundstück, schüttelte ihn dann im Genick und schaffte ihn weg. Julia blieb nur noch die Möglichkeit die Leine los zu lassen.
Meine Tochter schrie wie am Spieß, die Besitzerin kam nach Klingelsturm ans Tor, nahm ihren DSH weg und herrschte meine Tochter an, sie solle ihr Vieh holen, denn sie selbst würde es nicht anfassen.
Fremde Leute, die gerade in der Nähe beim Bäcker waren fuhren Juli mit Sam und Navi im Arm nach Hause.

Abends 23 Uhr, wir sitzen zu Hause, das Telefon klingelt, mein Herz setzt aus. Man habe Navajo stabilisiert und aus dem Koma holen können. Er hat massivste neurologische Ausfälle, kann nicht laufen, nur sitzen und hat durch die Bisswunden am Hals und ein riesen loch in der Nase viel Blut verloren. Überleben in den nächsten Stunden fraglich.

Aber mein kleines Kämpferherz hat den Kampf gewonnen und so konnten wir ihn nach 4 Tagen nach Leipzig in die Uniklinik bringen.

Röntgen, CT brachten den Befund, 4 zerbrochene Halswirbel, abgebrochener Zapfen vom 1. Halswirbel, 8 Bisswunden im Hals und Schnauzenbereich, zerbrochenes Nasenbein. Ein Loch oben auf der Nase, durch welches er atmete. Erinnerte mich an einen Delphin, bei Navi kamen da auch Blasen und Luft raus.
Das positive an allem, das Rückenmark schwer traumatisiert, aber nicht durchtrennt. Es bestand die Möglichkeit der Operation mit der Prognose, ein halbwegs normales Hundeleben führen zu können. Überlebenschance der OP 30%. Bei Beschädigung des Rückenmarks kein normales Laufen mehr möglich. Kosten der OP 3000€.

Wir haben das Risiko gewagt und wir haben gewonnen. Nach 3 Wochen durften wir Navi nach Hause in eine lange Reha Phase holen. 1 Jahr Physio, dann einen multiressistenten Keim in der Bandscheibe. 1 Jahr Kampf, aber es hat sich gelohnt. Zurück blieben nur leichte neurologische Probleme, mitunter Ausfälle der rechten Hinterhand. Also, nix mit Agillity und Sport, aber damit kann man leben.

Tja, die Besitzer des DSH hatten keine Versicherung, nach 2 jährigem rumgestreite vor Gericht bekamen wir Recht und sie mußten alles aus eigener Tasche zahlen.
Unser kleiner Richi-Löwenherz entwickelte sich körperlich gut, hatte aber, gerade in den ersten Jahren so einige Macken, an denen wir arbeiten mußten. Einige konnten wir reparieren und mit anderen, weniger schlimmen haben wir uns arrangiert. Es geht ihm gut - und wir sind glücklich. Auch Juli hat nach anfänglichen Schwierigkeiten das Trauma überwunden. Ich selbst bin bei großen Hunden nicht mehr so unbedarft, wenn ich mit meinen Beiden unterwegs bin. Kommt ein fremder, großer Hund ohne Besitzer auf uns zugerannt, kann ich schonmal Panik schieben. Meist will mich dann Navi beschützen, das macht die ganze Sache natürlich nicht einfacher. Aber ich arbeite dran.

mein gott, ich habe gänsehaut und mir fehlen die richtigen worte.......
ihr habt so gekämpft
ich wünsche euch viel kraft und noch eine schöne zeit mit eurem kleinen großen mann.

Oh, was für ein Alptraum! So gebangt, gehofft und schließlich doch das Leben zurück gewonnen. Wenn man so eine lebensbedrohliche Geschichte zusammen erlebt hat, entsteht eine ganz besonders tiefe, ganz unvergleichliche Beziehung.

ich sitze nun auch mit Kloß im HAls Tränen in den Augenund Gänsehaut da

Der kleine Kämpfer ich hoffe für Euch und ihn das ihr noch eine lange schöne Zeit zusammen habt ,

Ja , schreibe ruhig , es hilft Dir sicher

Ach herrjeh, da habe ich ja was angerichtet. Ich wollte Euch keine Tränen entlocken. Diese Geschichte gehört zu uns und Navi, ich will Euch damit zeigen, worauf die mehr als innige Beziehung zu unserem Sorgenkind beruht. Wenn ich dann am Rechner sitze, schreibe ich weiter, ich bin meist mit dem Smartphone zugange und da macht sich das nicht gut. Aber ich bedanke mich bei jedem, der mit liest und mit uns mitfühlt. Anett

Hallo Navi, Hallo Anett,

ich schleiche hier seit Tagen in Deinem Thema und es berührt mich sehr.
Das Du /ihr Euren Buben liebt - es lässt sich fühlen !!

Wir wissen, das es einen Tod gibt, der trennen wird. Nur damit zu leben, das es bald ist - gaanz anders ist das.
Wir haben es mit unserer Dinah erlebt.....

Eigentlich nimmt einem die Sorge viel zu viel um das erleben möglich zu machen und eben auch noch das Glück der letzten Wochen/Monate zu genießen.
Aber das haben nur wir - schau auf Deinen Navi - er nimmt den Tag wie er kommt und macht das beste draus.
So sollten wir es auch machen....
Rede mit ihm, er versteht auch Eure Angst.

Ich habe mit Dinah auch über meine Angst sie zu verlieren gesprochen, sie hat zugehört und wenn ihr es dann zu viel wurde mir einen dicken Lefzleck verpasst mit einem Blick der so ging : ich weiß, mach Dir keine Sorgen - alles ist gut wie es passiert.

Nimm auf an Liebe was er Dir /Euch gibt und was ihr weiter tragen werdet und gebt ihm mit was ihr könnt auf seinem nächsten Weg.

Ich wünsch Euch ein Wunder ...

viel Kraft und Zeit zum kuscheln und was immer Navi gern mag !!

Ganz liebe Herzensgrüße

Anett

Ende Mai 2013

Navi geht es schlecht, waren beim TA. Magenverstimmung. Er hat Durchfall, will keine Treppen mehr steigen und hat wenig Appetit. Ich merke, das etwas nicht stimmt, da muß mehr dahinter stecken.Er hat schon seit geraumer Zeit Probleme mit dem Fell und was mich stutzig macht, die Zitzen sind für einen Rüden ganz schön groß.Auf die 2 Spritzen beim TA reagierte er promt, wenigstens keinen Durchfall mehr.

Die nächsten Tage kamen neue Probleme. Navi konnte kein normales Häufchen mehr machen. Nur noch kleine, dünne Würstchen. Das was ich in den Hund vorne reinsteckte, kam hinten nie und nimmer raus. Meine Alarmanlage blinkte dunkelrot,alle Sirenen gehen an.

Also, TA gewechselt, einen mit Röntgen und Sonogerät. Mir schwante nichts gutes, weiß ich doch aus meinem Beruf, was solch ein "Stiftkot" bedeuten kann. Die Ahnung sollte sich bestätigen. Ein mords Tumor im Bauch, tief unter dem Rippenbogen. Not Op für den nächsten Tag, den 6.6. geplant, eine Woche später wollten wir in den Urlaub, natürlich mit den beiden Jungs.

Navi hat die OP super überstanden, allerdings ging man von einer Bösartigkeit des Tumors aus. Konnte ihn aber komplett und gut entfernen, die andere Organe und die umliegenden Lymphknoten waren unauffällig.Dieser Tumor bildete weibliche Hormone, deshalb war der Hund so von der Rolle. Wir hatten die stille Hoffnung, das dieses Mistteil noch nicht gestreut hat. Wie sehr wir uns getäuscht haben, sollten wir 5 Monate später erfahren. Mit diese Hoffnung lebten wir und genossen jeden Tag. Navi erholte sich prächtig, alles verheilte super und wir konnten unseren geplanten Urlaub freudig antreten.
Es war eine wundervolle Woche an der Ostsee und wir 4 genossen das super Wetter in vollen Zügen.







12. November 2013

Wir haben verloren. Alle Hoffnung dahin. Wir können den Schaden nur begrenzen, Navi noch einige Wochen, vielleicht ein paar wenige Monate bei guter Lebensqualität schenken. Mein Herz schreit, verfluchtes Miststück, verfluchtes Getier was sich Krebs nennt. Macht sich im ganzen Körper breit und läßt Dir nicht den Hauch einer Chance. Ich bin wütend, so verdammt wütend. Und ich bin traurig, so hilflos dem Schicksal gegenüber zu stehen. Nicht mein Baby, Du verfluchter Krebs. Und doch weiß ich, Navi wird den Kampf verlieren, es ist nur eine Frage der Zeit.

Eine befreundete Tierärztin sagte mir "Bei allem Schlimmen was passiert, vergiss nie, Du hast alles erdenklich Mögliche für Navi getan, er steht im Gegensatz zu vielen 1000 anderen Tieren auf der Sonnenseite des Lebens."
Vielleicht erinnere ich mich später gern an ihr gesagtes, aber noch ist nicht die Zeit zum trösten. Noch bin ich so stink sauer auf diese scheiß Krankheit.



21.11.2013

Wir schweben in einem Wechselbad der Gefühle. Navi bekommt seit einigen Tagen Cortison. Wir fahren die Dosis momentan wieder auf das Minimum zurück, welche dann erhalten bleibt. Vielleicht gewinnen wir dadurch ein paar wenige Tage, aber die Lebensqualität von dem kleinen wird gesteigrt, weil die Entzündungen im Bauch bissl unterdrückt werden.
Unser kleiner, tapferer Mann. Momentan haben wir gute und schlechte Tage. Über jedes gute Fressen, jedes noch so kleine Ballspiel freuen wir uns wie die Könige. Navi ist oft müde und schläft viel. wenn er aber munter ist, dann kaut er mit voller Begeisterung seine Schweinsohren. Die Tageszeitung im Dorf wird auch inbrünstig studiert. Der erste Schnee heute war sooooo lecker, ich weiß, ich darf nicht, aber egal.

Heute haben wir unsere Wohnung schon angefangen fürs Fest zu schmücken. Ich gehöre in der Beziehung zu den Frühstartern. Ich will einfach von der wunderschönen Adventszeit so viel wie möglich haben. Ich weiß nicht, ob der kleine Kerl Weihnachten noch erlebt. Ich bin so hin und hergerissen zwischen hoffen und bangen. Ich wünsche es mir von ganzem Herzen.